Beyond Nightingale – Nursing on the Crimean War battlefields

beyond nightingalevon Carol Helmstadter

Manchester University Press, 335 Seiten

▪ 020, gebundene Ausgabe, 108,85 €, ISBN 978-1-5261-4051-7

▪ 021, Taschenbuch, 32,02 €, ISBN 978-1-5261-6048-5

 

Mit ihren Verdiensten zur Organisation der Krankenpflege im Krimkrieg (1853-1856) wurde Florence Nightingale schon während des Krieges zu einer öffentlich verehrten Person in England. Sowohl ihre Tätigkeit in den Lazaretten als auch ihre umfassende Arbeit im Bereich der öffentlichen Hygiene und der Weiterentwicklung der Krankenpflege sind heute gut erforscht. Umso erfreulicher ist es, dass Carol Helmstadter, international anerkannte Pflegehistorikerin, sich nunmehr mit weiteren Gruppen, die in diesem Krieg die kranken und verletzten Soldaten pflegten, widmet. Involviert in den Krieg waren neben Russland und dem Osmanischen Reich auch Großbritannien, Frankreich und Sardinien-Piemont, die die Versorgung der Soldaten unterschiedlich organisierten.

Die Autorin stellt die Krankenpflege in drei unterschiedliche Kontexte. Im ersten Teil des Buches thematisiert sie die von der britischen Regierung initiierte Krankenpflege (Part I Government-imposed nursing) und stellt das Team der Krankenschwestern um Nightingale in den britischen und gesellschaftlichen Kontext. Der zweite Teil des Buches widmet sich der religiös motivierten Krankenpflege (Part II Religious nursing), die durch katholische und anglikanische Schwestern, französische Ordensschwestern sowie Barmherzige Schwestern aus Sardinien-Piemont erfolgte. Der dritte Teil (Part III Doctor-directed nursing) thematisiert die Pflege von türkischer und russischer Seite, zu der bisher eher wenig bekannt ist.

Bereits in der Einleitung weist Carol Helmstadter darauf hin, dass ihre Sichtweise stark durch die britische Perspektive geprägt ist und dass gerade zur Krankenpflege auf türkischer und russischer Seite nur wenige englisch- und französischsprachige Quellen vorhanden sind. Entsprechend kurz sind die Ausführungen im dritten Teil des Buches – und auch die Schlussfolgerungen.

Insgesamt arbeitet Helmstadter gut heraus, dass bei allen beteiligten Gruppen Genderfragen eine große Rolle spielten und die Organisation in den Lazaretten stark durch die militärischen Strukturen und die Militärärzte geprägt wurde. Besonders positiv zu werten ist, dass hier auch Gruppen von Krankenpflegenden erforscht werden, die bisher in der historischen Pflegeforschung vernachlässigt wurden. Auch wenn die Quellenlage zu diesen Gruppen eher ungünstig erscheint, wäre es wünschenswert, weitere türkisch- und russischsprachige Quellen hinzuzuziehen bzw. verstärkt transnational zur Geschichte der Pflege zu forschen, um die Erkenntnisse von Helmstadter um weitere Perspektiven zu erweitern.

Am Anfang des Buches finden sich einige Landkarten, aus denen ersichtlich wird, wo welche Gruppen von Krankenpflegenden stationiert waren. Ein Glossar und ein Stichwortverzeichnis ergänzen den Text. Bei der Lektüre des Buches sind Vorkenntnisse zur bisherigen Forschung zu Florence Nightingale nützlich, da die Schlussfolgerungen, die Helmstadter mit ihrer eher britischen Perspektive zieht, dann nachvollziehbarer werden. Das Buch ist zwar gut zu lesen, da Helmstadter eine geübte Schreiberin ist, spricht aber wohl in erster Linie Pflege- und Militärhistoriker*innen an. 

Eine Rezension von Mathilde Hackmann, MSc.